Mittwoch, 12. August 2009

Schaffe, Schaffe, Häusle baue

Zu einer Zeit, als Spiele noch nicht mit Photorealismus und farbenfrohen Spezialeffekten bestückt waren gab es in einer kleinen Schublade deutscher Programmierer Spiele, die mit einem Wort beschrieben werden konnten: knuffig.
Eine dieser weniger realistischen aber international wohl bekanntesten Verkörperungen ist die aus deutschen Landen kommende, von Nachfolgern fast schon erdrückte, wuseligen strategiegeladene Wirtschaftssimulation “Die Siedler”.

1993 für den Amiga und 1994 auch für den PC kam der damals noch junge Entwickler Blue Byte mit “Die Siedler” auf den Markt.
Im Mittelalter angesiedelt war dieses Spiel ein relativ klassisches Aufbaustrategiespiel, welches aber mit einer Besonderheit aufwartete: Man konnte via Splitscreen und zweiter Maus am selben Bildschirm entweder gegeneinander spielen oder zusammen dem Computer die Hölle heiss machen.



Mit gewonnener Erfahrung, verbesserter Grafik und neuer Hintergrundgeschichte wurde “Die Siedler II – Veni, Vidi, Vici” 1996 zum Kassenschlager. Hier ging es hier um ein römisches Siedlerschiff, welches sich fernab der Heimat wiederfindet. Magische Tore teleportieren unsere zahllosen Protagonisten von einer Insel zur nächsten, wo immer mehr fremde Kulturen und Gefahren lauern. Auf jeder Insel gilt es zuerst, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen und sich dann nach und nach die Insel anzueignen.
“Niedlich” wurde beim Entwickler Blue Byte gross geschrieben und somit verwundert es nicht, wenn man sich dabei ertappt, noch eine Sekunde länger der detaillierten Spielwelt bei der Arbeit zuzuschauen und ein ums andere Mal noch ein Häschen oder Reh zu erspähen, das dort zwischen den knubbelbenasten römischen Päckchenträgern vor sich hin hüpft und durch Jäger mit Pfeil und Bogen erlegt wird. Zudem bangte man mit den gestrandeten Römern, die doch nur wieder ins Hause wollen.
Alternativ konnte man auch im so genannten "Geplänkel"- Modus gegen computergesteuerte Gegner versuchen, den europäischen Kontinent erobern oder im bekannten Splitscreen mit einem Mitspieler um die Wette siedeln.



In “Die Siedler III” wurden 1998 die vertrauten Figuren mit dicken Nasen, die auch von Mordillo höchstselbst hätten kommen können, versehen und durften sich nun mit neuen Widersachern rumschlagen.
Eine fremde, furchteinflössende Macht aus der Welt der Magie erobert ganze Landstriche und es ist die Aufgabe des Spielers, diesem Umstand ein Ende zu setzen.
Die leicht veränderte Spielführung, neuer Story, verbesserten Mehrspielermodus und modernere Grafik erzeugte einen solchen Erfolg, das diverse Erweiterungen und sogar “Die Siedler IV” 2001 auf die selbe Karte setzten.*





“Die Siedler – Das Erbe der Könige” widerum ging 2004 nochmals andere Wege: Mit Wettereffekten, Rollenspielelementen, verschiedenen Charakteren, verzicht auf den liebgewonnenen Wuselfaktor zwecks Übersicht und Realismusradikalkur wagte man den Sprung ins 3D Grafikgetümmel und wandte sich ab von kinderfreundlicher/liebenswerter/ Herkunft. “Die Siedler V” spielt sich eher wie ein klassisches Strategiespiel Marke “Anno” und öffnete sich somit zwar einer neuen Käuferschicht, war aber bei den Fans der Serie entsprechend unbeliebt.
Die liebgewonnenen Sandalenträger wurden durch ein Mittelalterszenario ersetzt (welches mit viel Phantasie als eine Rückkehr zu "Die Siedler" gedeutet werden kann) und mit einem Protagonisten versehen, dessen innerer Zwist und angelegter Handlungsstrang “08/15” schreit und trotzdem ein Add-On zur Folge hatte.



“Die Siedler 2” bekam dann zum zehnjährigen Jubiläum im Jahr 2006 eine Schönheitskur, wurde "Die Siedler II - Die nächste Generation" genannt und durfte im Glanz modernen 3Ds die Wiederkehr auf die Festplatten der Fans feiern. Sehr genau in neuerdings genretypische Dreidimensionalität exportiert ist es, bis auf ein paar Details, das selbe Spiel, sogar der altbekannte Splitscreen wurde übernommen. Wer mag, kann sogar seine damals im Editor zusammengezimmerten Karten ins neue alte Spiel importieren und nun in 3D bewundern.



Diese wunderschön aufpolierte Version des Klassikers liegt aber schon länger als unverdienter Staubfänger bei mir im Regal, während das charmante 2D Original ab und an ein Lächeln hervorzaubert.**

Noch dazu kam mit "Die Siedler DS" eine runtergedamfte Version dieses Ablegers für den Nintendo DS heraus.



Fast hätte wäre doch ein 2007 wurde "Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs" veröffentlicht, ein weiterer Schritt Richtung Leitfigur "Anno", der aber leider durch viel zu leichtes Gameplay negativ auf sich aufmerksam gemacht hat. Zwar sollten die verkürten Warenprozesse und automatisierte Handelsrouten dem Spieler zur Hand gehen, jedoch hatte der ohne Zügel in der Hand zu wenig zu tun, als dass es zum dranbleiben gelohnt hätte.



Mit "Die Siedler – Aufbruch der Kulturen" kam 2008 wieder ein eher knuffiger Titel heraus, diemal federführend war Funatics, eine von damaligen Blue Byte Mitarbeitern gegründete Spieleschmiede, die mit niedlichen Wikingern in "Cultures" auf sich aufmerksam gemacht hat. In verschiedenen Klimazonen durfte man sich wieder im altbewährten Prinzip mit anderen Völkern um Rohstoffe kloppen.
Wenn man denn möchte, kann man nach erstellen eines Online-Avatars Siedler-Schach, Würfel-Roulette und Texas Hold'em-Poker spielen, um Punkte zum Ausbau eben jenes Avatars zu bekommen.***

Wie auf der offiziellen Seite bei Ubisoft klar gemacht wird, ist das hin- und her zwischen Knuddelgrafik und Realismusorgie gewollt, so gibt es nun so genannte "Evolutionsspiele", die "Alle Aspekte der Siedler und der Historie sowie aktuelle Trends wird künftig die Evolutionsreihe vereinen, in der zuletzt „Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs“ erschien", während so die Erklärung für "Traditionsspiele" aussieht: "Beliebte und bekannte Spielprinzipien, mit aktueller Technologie umgesetzt, wird die Traditionsreihe vereinen, zu der auch „Die Siedler – Aufbruch der Kulturen“ gehört. So ist wohl für alle was dabei.

"Bisher erschienen in der Evolutions-Reihe:

* 1994 - Die Siedler [PC-CD ROM]
* 1996 - Die Siedler II: Veni, Vidi, Vici [PC-CD ROM]
* 1998 - Die Siedler III [PC-CD ROM]
* 2001 - Die Siedler IV [PC-CD ROM]
* 2004 - Die Siedler: Das Erbe der Könige [PC-DVD ROM]
* 2007 - Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs [PC-DVD ROM]

Bisher erschienen in der Traditions-Reihe:

* 2006 - Die Siedler II: Die nächste Generation [PC-DVD ROM]
* 2007 - Die Siedler [Nintendo DS]
* 2008 - Die Siedler: Aufbruch der Kulturen [PC-DVD ROM]"


Befürworter der Knüddeldichknautschdichoptik werden sich also auch in Zukunft noch darauf verlassen können, das "Die Siedler" für Nachschub sorgt. Auch wenn Spieler wie der Autor zwischendurch in den Mittelalterapfel beissen müssen.

--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ---
*Es sei gesagt das dem Autor dieses vollkommen unverständlich war, ist und sein wird. Der Gedanke and diese post-Siedler 2 Ära verursacht kalten Schauder, wenn nicht gar namenloses Entsetzen.
**Remakes sind oftmals ein zweischneidiges Schwert, so freut man sich als Änhänger über diese gut gemeinte und oft sehr schöne Aufmerksamkeit der Entwickler, aber fehlt mancher Neuauflage doch die Seele des Originals.
*** Wer's denn braucht. Anm. des Autors

Bildquellen: http://siedler.de.ubi.com/ - http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Siedler

3 Kommentare:

  1. gibts da blut? nein? ach deswegen hab ich das nie gespielt...

    AntwortenLöschen
  2. Toller Beitrag, aber doch, es gibt auch Blut. Es spritzt sorichtig wenn die draufhauen. Aber keine Klos.

    AntwortenLöschen
  3. KEINE Klo? Die armen Siedler! Also so ein Micromanagement für Plumpsklos wäre ja mal ein nettes Add-on, oder?
    Aber gespielt habe ich eines der vielen Teile nicht. Ich habe mal meinen Cousin 5 Minuten beim spielen über die Schalter geguckt.

    AntwortenLöschen